Weg des (Ab)Wassers
Mit dieser Seite möchten wir Ihnen das Entwässerungssystem der Stadt Emmerich am Rhein näherbringen und aufzeigen, welche Aufgaben und Herausforderungen die Stadtentwässerung zu erfüllen hat und wie damit umgegangen wird.
Entwässerungssystem Emmerich
Der Weg des Abwassers beginnt bei jedem Bürger in seiner Wohnung und auf seinem Grundstück. Ziel der Entwässerung ist es das Abwasser schadlos abzuleiten und gereinigt wieder in den natürlichen Wasserkreislauf einzubinden.
Sobald im Haus Wasser fließt, wird es üblicherweise nach dem Gebrauch in ein Abwassersystem eingeleitet. Auch das auf dem Grundstück anfallende Regenwasser wird in einer Form gesammelt und dem Wasserkreislauf zurückgegeben.
Es wird hier unterschieden in Schmutzwasser, z.B. aus Toiletten, Duschen, Küchenabflüssen und dem Regenwasser. Regenwasser, das auf den Grundstücken anfällt, wird über Regenrinnen der Dächer oder Rinnen an befestigten Flächen wie Grundstückszufahrten und Parkplätzen gesammelt und abgeleitet. Wie mit dem Regenwasser umzugehen ist, hängt davon ab wie stark die Verschmutzung ist. Regenwasser von Dachflächen ist in der Regel nicht sehr stark belastet, Regenwasser von stark genutzten Industrie- oder Gewerbeflächen weißt eine stärkere Verschmutzung auf. Hier sind aufwendigere Vorbehandlungen oder die Reinigung in Kläranlagen notwendig. Häufig wird dieses Regenwasser in einem Trennsystem oder Mischsystem gesammelt und nach Durchlaufen einer Vorbehandlung oder der Kläranlage gereinigt in das Grundwasser oder den Rhein eingeleitet.
Im privaten Einfamilienhausbereich wird von einer geringeren Verschmutzung ausgegangen. Um die Grundwasserneubildung zu fördern wird versucht das Regenwasser auf den eigenen Grundstücken zu versickern und nicht in den Kanal einzuleiten.
Entwässerungssysteme
Öffentlicher Hauptkanal
Nach der Grundstückanschlussleitung (GAL) erfolgt die Anbindung an den öffentlichen Hauptkanal mit einem Stutzen. In Gebieten mit Druckentwässerung, erfolgt die Ableitung mit kleinen Pumpstationen. Die Dimension und Form des Kanals in der Straße, ist je nach angeschlossenem Gebiet in unterschiedlichen Größen ausgeführt. Außerdem gibt es unterschiedliche Systeme in den verschiedenen Straßen. Es wird unterschieden in Mischwassersystem, Trennsystem, Schmutzwassersystem und einem Drucknetz.
Mischwassersystem
Im Mischwassersystem werden Schmutzwasser z.B. häusliche Abwässer oder Abwässer von Gewerbe und Industrie, zusammen mit dem Regenwasser zur Kläranlage geführt. Es wird nur ein Kanal zur Entwässerung benötigt.
Trennsystem
Im Trennsystem werden Schmutzwasser und Regenwasser in zwei unterschiedlichen Kanälen zur Kläranlage oder einer anderen Form von Behandlungsanlage geführt. Dieses System hat höhere Unterhalts- und Baukosten zur Folge. Im Gegenzug werden weniger Ressourcen für die Reinigung auf der Kläranlage benötigt. Das Regenwasser wird vorbehandelt und dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. Dies erfolgt unter unterschiedlichen Auflagen, die die jeweilige Genehmigungsbehörde bestimmt.
Schmutzwassersystem
Im Schmutzwassersystem wird nur das Schmutzwasser über die öffentlichen Hauptkanäle der Kläranlage zugeführt. Es wird nur das Schmutzwasser transportiert, somit ist auch die Dimension der Kanäle deutlich geringer und die Bau- und Unterhaltskosten verringern sich ebenfalls. Das Regenwasser der privaten und öffentlichen Flächen muss auf den Grundstücken verbleiben und dort unter Vorgaben der Genehmigungsbehörde versickert werden.
Drucknetz
Im Drucknetz werden über eine Vielzahl von Kleinpumpstationen und ein Druckleitungsnetz, Bereiche entwässert, die wegen ihrer ungünstigen topographischen Lage oder anderen Gründen nicht über eine Kanalisation im freien Gefälle entwässert werden können. Im Emmericher Süden und Teilen von Elten und Hüthum ist dieses Netz verbaut. Dort wird ähnlich einem Trinkwassernetz das Abwasser durch Kunststoffleitungen zu größeren Pumpstationen gepumpt und letztlich zur Kläranlage geführt. Dieses Netz ist nur für Schmutzwasser ausgelegt. Regenwasser- oder andere Fremdeinleitungen können nicht zugelassen, werden da sie zu einer erhöhten Belastung aller Anlagenteile und zu erhöhten Kosten in der Entsorgung, Unterhaltung und Reinigung führen.
Abflusslose Gruben und Kleinkläranlagen
Im Außenbereich wird die Abwasserentsorgung der Grundstücke über abflusslose Gruben und vollbiologische Kleinkläranlagen sichergestellt. Es handelt sich um Behälter im Boden in die das gesamte Schmutzwasser des Haushaltes eingeleitet wird. Je nach Größe müssen diese Gruben unterschiedlich oft von einem durch die Stadt Emmerich beauftragten Dienstleister geleert und das Abwasser entsorgt werden. Das Niederschlagswasser wird auf dem Grundstück nach den Vorgaben der Genehmigungsbehörde zur Versickerung gebracht. Die Unterhaltung, Wartung und Prüfung dieser Anlagen obliegen dem Grundstückseigentümer.
Versickerungsarten
Flächenversickerung
Die Flächenversickerung erfolgt i.d.R. durch bewachsenen Boden, über Rasenflächen oder unbefestigte Randstreifen von undurchlässigen Terrassen -, Hof – und Verkehrsflächen. Die Flächenversickerung kommt der natürlichen Versickerung am nächsten.
Vorteile:
- Einfache Herstellung
- Geringer Kosten- und Wartungsaufwand
- Multifunktionale Nutzung möglich
Nachteile:
- Großer Flächenaufwand
- Keine Zwischenspeicherung
- Hohe Bodendurchlässigkeit notwendig
Muldenversickerung
Bei der Muldenversickerung wird das Niederschlagswasser vor der Versickerung kurzzeitig zwischengespeichert. Die Entleerung der Mulde erfolgt durch Versickerung und Verdunstung.
Vorteile:
- Weniger Flächenbedarf als bei der Flächenversickerung
- Einfache Herstellung
- Geringer Kosten- und Wartungsaufwand
- Gute Reinigungsleistung
Nachteile:
- Fläche ist nur eingeschränkt nutzbar
Versickerungsbecken
Versickerungsbecken sind zentrale Speicherbauwerke in Erdbauweise, in welchen das zufließende Oberflächenwasser über die bepflanzte, belebte Beckensohle und die Beckenböschungen vollständig versickert wird.
Vorteile:
- Weniger Flächenbedarf als bei der Mulden- und Flächenversickerung
Nachteile:
- Fläche nicht mehr nutzbar
- Absichern gegen Hineinfallen notwendig
- Optisch nicht sehr ansprechend
Mulden- Rigolenversickerung
Die Mulden- Rigolenversickerung bildet eine dezentrale Versickerungsmaßnahme. Im Vergleich zur Muldenversickerung wird zur kurzfristigen Speicherung von Niederschlagswasser neben der oberirdisch angeordneten Mulde auch eine unterirdisch angeordnete Rigole verwendet.
Vorteile:
- Größeres Speichervolumen
- Weniger Flächenbedarf als bei der Muldenversickerung
- Größere Reinigungswirkung des Niederschlagswassers
Nachteile:
- Fläche nur eingeschränkt nutzbar
- Wartungsmöglichkeiten eingeschränkt
Rigolen- versickerung
Bei der Rigolenversickerung wird das Niederschlagswasser unterirdisch in einen mit Kies oder anderem Material mit großer Speicherfähigkeit gefüllten Graben (Rigole) geleitet, dort zwischengespeichert und entsprechend der Durchlässigkeit des umgebenden Bodens verzögert in den Untergrund abgegeben.
Vorteile:
- Geringer Flächenbedarf
- Fläche bleibt nutzbar
Nachteile:
- Erstellung aufwändig
- Kontrolle der Anlage schwieriger
- Geringere Reinigungsleistung